Wer wir sind
Unser Leitbild: "Nah bei Gott - nah bei den Menschen"
Im Jahr 2014 zogen sich die Verantwortlichen der Pfarrei Bruder Klaus Liestal - die Mitglieder des Seelsorgeteams, des Pfarreirates und des Kirchgemeinderates – zu einer Retraite zurück. Eine Standortbestimmung sollte gemacht und Gedanken angestellt werden darüber, wohin es mit der Pfarrei in Zukunft gehen solle.
Immer wieder kreisten die Diskussionen um diese Themen. Als sich der Kirchgemeinderat im Jahr 2016 gehäuft mit Fragen der Raumnutzung beschäftigen musste, wurde beschlossen, einen umfassenden Prozess der Gemeindeentwicklung anzustossen. Erweitert wurde der Kreis durch Mitglieder der wichtigsten Vereine und Gruppen (Frauengemeinschaft, Kirchenchor, Verein Ruach,) sowie durch Vertreter der Migrationsgemeinschaften (Missione Cattolica Italiana, indische und philippinische Gemeinschaft, kroatische Mission, Grupo Latino).
In jährlichen Retraiten wurde Schritt für Schritt ein Identitätsprofil erarbeitet, ausgehend von einer detaillierten Angebotsanalyse über Gedanken zum Selbstverständnis einer christlichen Gemeinschaft in der heutigen Zeit bis hin zu Konkretisierungen im Hinblick auf die künftige Gestaltung des Pfarreilebens. Jedes Jahr wurden die Pfarreiangehörigen in einer Pfarreiversammlung über den Stand der Dinge informiert und ihr Einverständnis für das Erarbeitete sowie die geplanten nächsten Schritte eingeholt.
2018 startete mit dem Jurtensommer ein erster vielversprechender Versuchsballon, mit dem wichtige Aspekte einem Praxistest unterzogen wurden. Zielgruppengespräche bezogen weitere Menschen, junge und ältere, nahestehende und distanziertere, in den Prozess ein. Die Frucht dieses Nachdenkens und Diskutierens und Ausprobierens ist ein Leitbild mit dem Titel „Nah bei Gott, nah bei den Menschen“. Es bringt in dichtester Form zum Ausdruck, was unser Anliegen ist und was wir als unsere Aufgabe sehen.
Das Meditationsrad unseres Pfarreipatrons Bruder Klaus symbolisiert die Dynamik, in die wir uns hineingenommen sehen: Der innere Radkranz steht für die Menschen unserer Pfarrei, versammelt um und ausgerichtet auf eine innerste Mitte, Gott. Wir sind eingebettet in einen äusseren Radkranz, unsere Gesellschaft mit ihren Menschen und unsere Welt mit ihren Eigenarten. Zwischen diesen Bereichen gibt es einen lebendigen Austausch von aussen nach innen, von innen nach aussen, ein Geben und Nehmen, ein Sich-Beeinflussen und gegenseitiges Befruchten. In der Mitte: Gott.
Für den schnellen Überblick: |
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Für mehr Fleisch am Knochen: |
Foto: Bruder-Klausen-Kapelle in D-Wachendorf (Fotograf unbekannt)
Zur Geschichte der Pfarrei: Am Anfang ein Pistolenschuss...
Seit der Reformation gab es in Liestal keine regelmässigen katholischen Gottesdienste mehr, und seit 1744 ist überhaupt nichts mehr von katholischem Leben in Liestal und Umgebung bekannt. Mit der Kantonsgründung im Jahre 1832 kamen vermehrt auch wieder Katholikinnen und Katholiken als Beamte, Hausangestellte oder Handwerker in die Kantonshauptstadt. Der Ruf nach regelmässigen Gottesdiensten wurde laut.
Mit einem Pistolenschuss in sein Wohnzimmer wurde 1834 der Allschwiler Pfarrer Johann Jakob Weber aus seiner Pfarrei vertrieben. Verschiedene Gründe, darunter auch sein Lebenswandel, hatten dazu geführt, dass er - noch bevor er vom Bischof abgesetzt werden konnte -, mit besagtem Pistolenschuss in die Flucht getrieben wurde. Der liberale Pfarrer hatte unter den liberalen Führern der Landschaft seine Freunde, was ihn in den Hauptort nach Liestal führte. Da sie nun schon einen Pfarrer hatten, setzten sich die liestaler Katholiken auch bei der Regierung dafür ein, dass hier wieder regelmässig Gottesdienst gefeiert werden konnte. In kürzester Zeit wurden die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, und der städtische Rat erlaubte ohne Schwierigkeiten nicht nur das Abhalten von katholischen Gottesdiensten in der Stadtkirche, sondern bewilligte auch den Einbau einer Sakristei und eines Altars. Mit Gesetz vom Dezember 1835 errichtete der Landrat die Kirchgemeinde Liestal. Es sollte jedoch noch etliche Jahre dauern, nämlich bis im August 1853, bis die neue Kirchgemeinde auch vom Bischof offiziell als Pfarrei anerkannt wurde.
1859 wurde das Land für den Bau einer Kirche gekauft. Auf dem Gelände gab es schon ein Gebäude, das zum Pfarrhaus umgebaut werden konnte. Sieben Jahre später, sie war noch nicht ganz fertiggestellt, wurde die neue katholische Kirche von Bischof Lachat am Bettag 1866 geweiht und dem Gebrauch übergeben.
Es vergingen keine 100 Jahre, da war die Kirche für die wachsende Pfarrei zu klein geworden. Nach dem Bau des grosszügigen Pfarreisaales wurde die alte Kirche abgerissen und am gleichen Standort wurde in den Jahren 1960/61 nach Plänen von Fritz Metzger die neue, damals hochmoderne Kirche erbaut.
Als eigentliche Diasporapfarrei war das Gebiet der Pfarrei Liestal zu Beginn sehr gross. Sie erstreckte sich ursprünglich von Augst und Pratteln bis Sissach, nebst den "eine Stunde im Umkreis von Liestal liegenden Höhen". Rund 60 Jahre nach der Errichtung der grossen Kirchgemeinde Liestal wurde 1896 in Sissach eine erste Tochterpfarrei gegründet. 1933 folgte die Errichtung der Pfarrei Pratteln und 1967 wurde die Pfarrei Frenkendorf-Füllinsdorf offiziell errichtet. Trotz dieser Verselbständigungen im Laufe der Jahre erstreckt sich die Pfarrei Liestal heute immer noch auf 8 politische Gemeinden; sie hat eine Ausdehnung von über 10 Kilometern und ist damit eine der grössten Pfarreien im Kanton Baselland, und zwar sowohl in Bezug auf die geografische Ausdehnung als auch auf die Katholikenzahl. Gerade die Tatsache, dass die Pfarreiangehörigen über 8 verschiedene Ortschaften verteilt leben, viele sich aber eine stärkere kirchliche Aktivität und Präsenz in ihrem Lebensumfeld ihrer Wohngemeinde wünschten, stellt für die Pfarrei und die Seelsorgearbeit eine zunehmende Herausforderung dar.