Humor in den Religionen
Humor war das Thema der diesjährigen Woche der Religionen vom 5. Bis 13. November. Zahlreiche Veranstaltungen versuchten sich, diesem schönen Thema zu nähern. Lesen Sie die Gedanken, die sich unser Pfarreiseelsorger Gregor Ettlin dazu gemacht hat.
Sie kennen gewiss Witze über Himmel und Hölle. Meistens rücken diese eher unsere irdischen Verhältnisse zurecht. In klerikalen Witzen relativierte man einst allzu pfarrherrliches Gebahren. Aus andern Religionen ist z.B. der jüdische Witz sehr bekannt. Viele dieser Witze dürfen allerdings nur Jüdinnen und Juden erzählen, weil die Pointen aus dem Mund anderer schnell etwas Verächtliches haben könnten. Auch der Islam kennt eine echt humorvolle Seite, ich denke da etwa an die Geschichten von Mullah Nasrudin. Im Hinduismus wird der Gott Krishna mit einem lachenden Gesicht dargestellt. Und Buddhastatuen lächeln fast immer.
Humor und Religion – passt das überhaupt zusammen? In der Religion geht es doch um heilige Dinge, da darf man doch nicht drüber lachen! In der Bibel stehen sogar Wehe-Rufe gegen die Spötter. Und Jesus hat Gleichnisse erzählt und nicht Witze.
Sicher: Spot, Hohn, Zynismus oder ein Lachen, das andere abwertet und verachtet, wird wohl kaum zu himmlischen Freuden führen. Aber da gibts noch dieses andere Lachen, wenn wir unserer Situation selbst etwas Unerwartetes abgewinnen können, das uns ein Lächeln auf die Stockzähne zaubert: Nicht die Situation diktiert mir die Gefühle, ich gewinne Souveränität zurück. Humor schenkt Gelassenheit, herzhaft lachen löst Verkrampfungen – auch heilige. Die ausgeschütteten Hormone heitern unsere Stimmung auf und das bringt Leichtigkeit in die Seele und Freiheit ins Handeln. Darum ist Humor an Krankenbetten, in Gefängnissen und in schwierigen Situationen so wichtig und heilsam. Humor zeigt dem Schicksal die Zähne.
Keine Angst, selbst wenn unser Humor mal eine Spur Bitterkeit oder Unglauben in sich trägt: Als Sarah und Abraham bei den Eichen von Mamre über die Verheissung lachen, sie würden selbst in ihrem hohen Alter ein Kind bekommen, ist Gott nicht verärgert, sondern lädt ein, zu vertrauen, dass bei ihm alles möglich ist (Gen 18,1-15). Diese Geschichte zeigt einen Gott, der selbst den lachenden Zweifel des Menschen aushält und ihn in ein glückliches Lachen der Freude verwandelt, in das er selbst einstimmt. So nennt Abraham das Kind „Isaak“, das heisst: „er lacht“.
Gregor Ettlin
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